Der dionysische Blick, Kjell Teske 2012
Zur Ausstellung„ The shadow in your mind“,

Seit der Antike ist unsere Sehgewohnheit, die Folge eines apollinischen Lichtkultes. Es sind Lichtpunkte die als Reflex auf unserer Iris ein Bild erzeugen und unser Bewusstsein ein jetzt, jetzt suggerieren. Spätestens nach Leonardo de Vinci und Alberti`s perspektivischen Blickwinkel (aus dem Fenster) auf die Natur, wissen wir, das unser Sehen einem Modell von geometrischen Sehstrahlen unterliegt.

Aber was eigentlich ist der Raum zwischen einem Reflexpunkt auf einem Sujet und unserer Iris im Augapfel, sozusagen der Raum den der Sehstrahl durchquert. Hierzu gibt es kaum Darstellung oder Deutungen in der Kunst. Die Physik gab hierzu ihre Antwort als die vierte Dimension: Die Zeit. Die Psychoanalyse füllte diesen Raum mit dem kollektiven Unbewussten, die Intellektuellen mit dem Gedankenraum. Wir sehen, es öffnet sich hier ein Universum, das es dazustellen gilt.

Das dieses Universum nicht so neu ist, wie man annehmen könnte, zeigt uns wiederum die Antike. Hier gab es den dionysischen Schattenkult, welcher sich aus dem ländlichen thrakischen Gebieten bis nach dem apollinischen Delphi ausbreitete. Die Hochkultur der Antike war Produkt der Verschmelzung von dionysischen Mysterien und apollinischen Lichtgestalten, das sollten wir nicht vergessen.

Mit meiner Arbeit möchte ich einen kleinen Beitrag dazu leisten, eine alte, ja antike Sehgewohnheit in unserer heutigen Zeit von digitalen Bildern einen neuen Stellenwert zu geben. Hierzu dunkle ich gezielt Flächen oder Symbole in meinen Bildern, füge Personen in Sujets oder Landschaften. So gebe ich Ihnen, ihrer Iris einen freien, ja entfesselten dionysischen Blick.

Kjell Teske im Oktober 2012






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